A77X getestet vom britischen Magazin AUDIO MEDIA

Tests
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Berlin, 7. März 2012

Der erste Test des horizontal ausgerichteten A77X Monitors kommt vom britischen Magazin AUDIO MEDIA. In der Februar/2012-Ausgabe fand Produzent, Autor und Filmemacher Stephen Bennett lobende Worte für den neuen Sprössling der AX-Serie. Im Folgenden finden Sie Auszüge in deutscher Übersetzung.

[…] Die A77X ist Teil von ADAMs AX-Serie und hat natürlich den charakteristischen X-ART-Hochtöner eingebaut, der die ADAM-Lautsprecherpalette von anderen aktuellen Designs abhebt und diesen Lautsprechern eine unverkennbare „Familien“-Tonalität gibt. Es handelt sich hier um kräftige, aktive Nahfeld-Monitore, die horizontal oder vertikal aufgestellt werden können. Die jeweiligen Treibereinheiten werden von einem eigenen Verstärker angetrieben, einem 50W A/B Verstärker für den X-ART-Hochtöner und einem 100W PWM Verstärker für jede der Bass-/Mittelton-Einheiten, von denen es zwei pro Lautsprecher gibt. Diese ermöglichen es der A77X, sehr sehr laut ohne hörbare Verzerrungen oder wahrnehmbare Kompression zu spielen. Dies machte es sehr angenehm, sie über längere Zeit zu hören.
Die zwei 7-Zoll-Treiber, auf den ersten Blick identisch, übernehmen unterschiedliche Aufgaben in der A77X. Beide sind verantwortlich für die Tiefton-Frequenzen aber nur einer deckt die Mitteltonlage ab – nach Information von ADAM verhindere dies Interferenzen zwischen den beiden Treibereinheiten. Das „X“ im X-ART-Hochtöner zeigt an, dass der Frequenzbereich bis hoch zu 50kHz erweitert wurde. ADAM gibt an, außerdem einen höheren Wirkungsgrad bei höherem Schalldruckpegel für den Treiber zu erzielen. Die A77X besitzt ein Bassreflex-Design mit zwei großen Bassreflex-Röhren, die die untere Mitte des Lautsprechers dominieren. Ein Bassreflex-Design wie dieses ist immer ein Kompromiss – es ermöglicht die Wiedergabe tieferer Frequenzen, als es die relativ zierliche Größe zulassen würde, wenn es ein geschlosseneres System wäre, aber er bringt auch eine Färbung mit sich. Der unterschiedliche Umgang der Hersteller mit diesem Kompromiss zeigt, dass Monitor-Design eine interessante Herausforderung ist. Wie auch immer, die A77X leidet nicht an einer Bass-Überbetonung, die oft bei schlecht konzipierten Bassreflex-Lautsprechern zu finden ist. Der Bass scheint sich problemlos mit den anderen Treibern zu integrieren.
Das Frontpanel der A77X besitzt einen An/Aus-Schalter und einen Lautstärkeregler, der seine Einstellungen sinnvoller Weise beim Ausschalten behält. Die Gehäuse sind an jeder Ecke leicht angeschrägt und in matt/glänzend schwarzem Oberflächenfinish gehalten, das die täglichen Stöße im hektischen Studioalltag problemlos hinnehmen kann. Davon konnte ich mich selbst überzeugen, als ich versehentlich eine Endstufe auf einem fallen ließ. Die Rückseite ist mit einem Netzanschluss, XLR-Eingang und mit Mini-Potentiometern bestückt, die mit Hilfe eines Schraubenziehers eingestellt werden können und mit denen sich die tonalen Eigenschaften der Lautsprecher verändern lassen. Die High-Shelf und Low-Shelf Filter lassen sich um +/- 6dB verändern während der Hochtonpegel über einen Bereich von +/- 4dB angepasst werden kann. In meinem akustisch halbwegs gut abgestimmten Studio wurden diese Kontrollmöglichkeiten nicht gebraucht, da die A77X zwischen ihren Treibern klanglich gut ausgeglichen ist.

Hör rein
Für den Hörvergleich habe ich die A77X gegen meine gewohnten passiven PMC TB2 Transmission-Line-Lautsprecher und einem Paar geschlossener ATC SCM20 Aktiv-Monitore aufgestellt. Wie vermutet, klangen alle drei Monitore völlig unterschiedlich. Die A77X erschien dabei etwas auffälliger und mit einem offensichtlich erweiterten Bassbereich als die anderen beiden. Tatsächlich ist die Basswiedergabe der A77X linearer als bei meinen Dynaudio M2s, die ebenfalls ein Bassreflex-Gehäuse besitzen, aber ungefähr zwei mal so groß sind! Falls Sie bisher der Meinung waren, dass Ribbon-Tweeter für gewöhnlich rau und scheinbar losgelöst von den anderen Treibern klingen, dann wird Sie die A77X überraschen. Verglichen mit ADAMs kleinerer A7X, klingt die A77X weicher und detaillierter in der Mittentonlage, was Mix-Entscheidungen viel einfacher macht. Irgendwie klingt der Ribbon-Tweeter viel eingebundener in den ganzen Monitor. Ich hätte keine Probleme damit, wenn das die einzigen Monitore wären, die ich hätte, um kritische Mixentscheidungen zu treffen.
Das beliebte A7X-Design wurde von ADAM hier noch gewaltig verbessert. Die Firma sollte Applaus erhalten für das dauerhafte Anbieten einer Alternative zur Vielzahl von Soft- und Hard-Dome-Kalotten-Hochtönern da draußen. Sie hat immer noch etwas vom „family sound“, aber wenn Sie die A7X mochten, werden Sie die A77X erst recht mögen. Falls die kleineren Nahfeldmonitore der Firma nichts für Sie waren, die A77X ist es auf jeden Fall wert, noch einmal gehört zu werden. Sie sind nicht viel größer als ein Gehäuse mit zwei Treibern und sollten somit überall dort aufgestellt werden können, wo ein Nahfeld-Monitor hinpassen würde. Die zusätzlichen Tiefton-/Mittentreiber bedeuten eine natürliche Erweiterung des Bassbereiches und bringen mehr Klarheit und Detailtreue in der Mittenlage.
Ich mag die A77X sehr, sie stellt eine erfrischende Abwechslung zu herkömmlichen Nahfeld-Monitoren in der Preis-Mittelklasse dar.

Stephen Bennett, AUDIO MEDIA Magazin, Februar 2012